So feiert Bolivien…

In den letzten Wochen war hier im kleinen Dorf Independencia richtig viel los. In drei Wochen gab es drei Feste.

Das erste Fest war eine Hochzeit oder besser gesagt vier Hochzeiten, die alle an einem Wochenende in Independencia stattgefunden haben. Am Nachmittag haben wir uns den Gottesdienst angeschaut. Die Braut arbeitet mit uns im Kindergarten und hat uns vorher gesagt, dass wir vorbeischauen können, wenn wir möchten. Typisch für Bolivien hat der Gottesdienst natürlich erst eine halbe Stunde später angefangen als eigentlich geplant. Die Messe wurde sehr schlicht gehalten und danach wurde dem Brautpaar beim Gratulieren weißes Konfetti über den Kopf gestreut.

Hochzeitsgottesdienst

Hochzeitsgottesdienst

Am Abend hat die Feier in einer großen Turnhalle stattgefunden. Die Musik hat durchs ganze Dorf gehallt. Das Spektakel konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir haben erst nur zur Tür reingespäht, aber wir wurden gleich aufgefordert reinzukommen und haben auch Essen in die Hand gedrückt bekommen. Es gab allerdings kein Besteck mehr, also haben wir die Kartoffeln, den Reis und den Salat halt mit den Händen gegessen 🙂 Nach dieser Stärkung haben Kira und ich uns am Tanzen probiert. Die Gastfreundschaft wird hier auf jeden Fall sehr groß geschrieben.

Hochzeitsfeier

Hochzeitsfeier

Eine Woche später wurde Todos Santos, also Allerheiligen gefeiert. Weil das hier in Independencia besonders schön ist, haben uns Jakob und Jonas, zwei andere Freiwillige aus Cochabamba, besucht, um sich das auch anzuschauen.

Am 01. November hat abends am Friedhof ein kleiner Gottesdienst stattgefunden. Danach sind Kinder, Erwachsene und wir natürlich auch zu verschiedenen Gräbern gegangen, an denen die Angehörigen der Verstorbenen sitzen. Dort betet man das Vater Unser und das Ave Maria jeweils dreimal für den Verstorbenen, damit dieser in Friede lebt. Wir haben alles immer auf deutsch gebetet, was die Leute aber immer total gefreut hat. Als Dankeschön für das Beten haben wir Hefeteigbrote, Kekse, Bier, Chicha (das ist ein alkoholisches Maisgetränk) und auch mal einen Schnaps bekommen.

DIe Belohnung fürs viele Beten :)

DIe Belohnung fürs viele Beten 🙂

Am Sonntagmorgen hat nochmal ein Gottesdienst stattgefunden. Danach sind wir wieder zu den Gräbern gegangen und haben gebetet.

Gottesdienst an Todos Santos am Friedhof

Gottesdienst an Todos Santos am Friedhof

Aber an diesem Tag sind die Gräber viel mehr geschmückt und auf den Gräbern steht ganz viel Essen, das dem Verstorbenen besonders gut geschmeckt hat.

ein geschmücktes Grab mit den Angehörigen

ein geschmücktes Grab mit den Angehörigen

Insgesamt ist das Fest viel fröhlicher als Allerheiligen bei uns. Die Menschen glauben, dass an diesen Tagen die Verstorbenen mit ihnen auf dem Friedhof feiern.

Am Tag darauf waren in verschiedenen Dörfern in großen Bäumen Schaukeln aufgehängt. Darauf schaukeln die Mädchen. Während dem Schaukeln singen die Mädchen ein Lied und müssen versuchen mit ihren Füßen einen Korb zu fangen, in dem verschiedenes Essen ist. Symbolisch soll das Schaukeln das Mädchen näher zum Himmel und damit zu Gott und den Verstorbenen bringen.

Wir vier Freiwillige sind mit den typischen Verkehrsmitteln von Bolivien in das Dorf Aramani gefahren. Dort gab es auch eine Schaukel, allerdings ohne einen Korb zum Fangen. Aber trotzdem hat es total Spaß gemacht, hoch in die Luft zu fliegen.

Schaukeln in Aramani

Schaukeln in Aramani

Zurück nach Independencia sind wir durch Felder und über Flüsse gelaufen und wir mussten auch ein bisschen klettern. Das Abenteuer hat mehr als zwei Stunden gedauert. Aber wir hatten auf jeden Fall einen rießen Spaß.

Auf dem Rückweg nach Independencia

Auf dem Rückweg nach Independencia

Letztes Wochenende war dann das dritte Fest: el Día de Independencia (der Tag von Independencia). Der findet am 08. November statt. Aber schon am Abend davor sind viele Organisationen aus dem Dorf an der Hauptstraße entlang marschiert. Musikalisch wurden alle von den Bandas, die wie Schulorchester sind, begleitet. Danach haben noch verschiedene Gruppen auf dem Hauptplatz zum Teil in traditioneller Kleidung Musik gespielt und es wurde natürlich wieder getanzt.

Traditionelle Musikgruppe

Traditionelle Musikgruppe

Am nächsten Morgen sind alle Organisationen marschiert. Kira und ich sind auch mit den Erzieherinnen und den Kindern des Kindergartens, in dem wir arbeiten, über den Platz marschiert. Alle Bewohner aus dem Dorf haben sich auf dem Plazo Mayor versammelt und zur Feier des Tages gab es spezielles Essen.

Marsch mit dem Kindergarten

Marsch mit dem Kindergarten

Am Nachmittag gab es noch ein Motorcrossrennen durch das ganze Dorf, das war die Attraktion des Tages.

Ich habe also auf jeden Fall viel erlebt die letzten Wochen. Doch keine Sorge, das war nicht alles. Ich habe noch bei einem Fußballspiel mitgespielt, Kira und ich haben ein Gewitter überlebt 🙂 wir haben Mützen, Stirnbänder und Schals gehäkelt und wir versuchen uns weiterhin im Quechualernen.

Mir geht es sehr gut hier und ich genieß die Zeit. Ich freue mich über Neuigkeiten von euch!

Och rato kama (das heißt „bis bald“ in Quechua)

eure Pauline

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