Damit auch die Menschen auf dem Land medizinische Versorgung erhalten, hat Schwester Verena mit Hilfe von Spenden aus Deutschland in verschiedenen Dörfern kleine Sanitätsposten errichtet.
Neben der Arbeit in der Schule, im Kindergarten und im Centro Social lernen wir Freiwilligen in Independencia so auch das Leben auf dem Land Boliviens kennen. Denn knapp zwei Wochen habe ich in dem ca. 100 Einwohner-Dorf Cantumarca mit der Krankenschwester Alina verbracht.
Seit 1995 besteht dieser Sanitätsposten und versorgt Cantumarca und auch die umliegenden Dörfer medizinisch.
Gleich am ersten Tag meines Aufenthaltes ging es mit weiteren Ärzten aus dem Krankenhaus Independencias nach Chacovillque, um den monatlichen Gesundheitscheck der Kinder durchzuführen.
Direkt nach dem Eintreffen sind die Dorfbewohner mit ihren Kindern zum Versorgungsauto gekommen, wo die Ärzte die Entwicklung der Kinder nach Größe und Gewicht überprüft haben. Außerdem haben ihre Eltern für sie verschiedene Nahrungsergänzungsmittel mit wichtigen Vitaminen und Mineralien, die der Staat finanziert, bekommen.
In der Grundschule mit ihren 20 Schülern haben wir dann die neunjährigen Schüler gegen Tetanus geimpft. Dieser Impfstoff wird ebenfalls vom Staat finanziert. Natürlich wurden auch noch alle anderen Kranken versorgt.
Danach ging es wieder zurück nach Cantumarca. In den folgenden Tagen habe ich vor allem das ländliche Leben kennengelernt.
Die älteren Frauen haben keine Schulbildung genossen, daher sprechen sie kein „castellano“, sondern nur Quechua.
Das Landleben unterscheidet sich von dem mir bisher bekannten sehr. Die Menschen stehen schon sehr früh auf, um ihre Tiere auf das Feld zu bringen. Um 10 Uhr gibt es dann Frühstück, aber nicht wie in Deutschland Brot oder Müsli, sondern etwas Warmes. Denn die Frauen bereiten nach dem Aufstehen eine Suppe oder Kartoffeln mit Gemüse zu. Das Ganze wird in einem „Küchenhäuschen“ auf offenem Feuer gekocht.
Gestärkt geht es danach auf das Feld, um Kartoffeln zu ernten, die Felder umzugraben oder ähnliches. Dabei mitzuhelfen war für mich eine ganz besondere Erfahrung.
Während der Arbeit wird auf dem bereits geernteten Feld ein kleines Feuer gemacht, in dem später Kartoffeln und Maiskolben gekocht werden. Nach mehreren Stunden haben wir diese gegessen, um dann mit neuer Energie weiter zu arbeiten.
Am nächsten Tag haben wir Humint’a zubereitet. Dies ist ein traditionelles Essen: Maiskörner werden mit einem Fleischwolf zerkleinert, mit Gewürzen verfeinert und anschließend in die Maisblätter portioniert. Danach haben wir es im großen Steinofen gebacken. Ein weiteres Mal haben wir sie auch auf dem Feuer im Topf gekocht.
Während meines Aufenthaltes kamen aus der Region immer wieder Patienten zum Sanitätsposten, die wir behandelt haben. Allerdings waren es nie große Beschwerden und es gab auch keinen Notfall.
Nach 12 Tagen ging es wieder zurück nach Independencia. Die Krankenschwester Alina hat mich dorthin begleitet. Da Krankenschwestern in Bolivien nur 22 Tage im Monat arbeiten müssen, geht sie Ende des Monats immer zu ihrer Familie in die Provinzhauptstadt.
Ohne Auto ist es gar nicht so einfach, aus Cantumarca herauszukommen. Nach drei Stunden Fußmarsch mit meinem viel zu schweren Rucksack sind wir an die Straße, die von Cochabamba nach Independencia führt, gekommen. Dort sind wir nach einigem Warten in den vorbeifahrenden Bus eingestiegen und nach einer Stunde Fahrt gut in Independencia ausgestiegen.
Hier noch ein paar Impressionen von meinem Abenteuer:
Die Sodalid-Mine
Zwei Stunden von Independencia entfernt liegt schon fast im Urwald das kleine Dorf Sivingani, welches für seinen „Frosch-Berg“ bekannt ist. Denn dieser Berg enthält das blaue Mineral Sodalid, das unter der Leitung von einem Italiener abgebaut und nach Japan und Europa exportiert wird. Zusammen mit Marie und Sarah – Lang-/Kurzzeitbesucherinnen aus Deutschland – haben wir diesen Berg und die Verarbeitung von diesem Stein besichtigt. In die Mine selbst konnten wir leider nicht, weil gerade gesprengt wurde. Aber auch die Verarbeitung war interessant, denn aus einem bräunlichen, großen Gesteinsbrocken wird nach dem Schleifen und Waschen ein schöner dunkelblau graumelierter Stein.
Und wenn man Glück hat, findet man sogar das ein oder andere Partikelchen Gold darin.
Denn die Region war auch für das Goldwaschen bekannt und schaut man sich die Flussbetten genau an, kann man viel „Glitzer“ entdecken.
Nach dem Besuch des Sodalidabbaus ging es weiter zu einem Wasserfall in Mitten des urwaldähnlichen Waldes an einem Berg. Von weitem hat man diesen schon gesehen und plötzlich standen wir ganz nah da 🙂
Nach einem Picknick am Fluss fuhren wir noch zu dem Dorf Chuchawani, um uns dort den Wochenmarkt anzusehen, der war leider schon zu Ende, aber wir hatten die Möglichkeit einen weiteren Sanitätsposten zu sehen.
Während des Ausfluges lernten wir viele kleine Dörfer kennen und merkten, was der Höhenunterschied von fast 1000m in der Landschaft ausmacht.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen,
ganz liebe Grüße vom Land,
eure Pauline
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